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Ãœberschrift 1

Ü

Teil 2
Die Dynamik des Mobbings
Warum Mobbing?


Mobbing tritt häufig dort auf, wo Menschen regelmässig zusammenkommen, sich der Situation nicht entziehen können und wo nichts dagegen unternommen wird.
Für die Schule heisst das konkret: Mobbing kann auf dem Pausenplatz, auf dem Schulweg, in der Klasse, im Sport usw. entstehen. Die Gründe- besser gesagt die Auslöser für Mobbing sind vielschichtig und von Fall zu Fall unterschiedlich.

Gängige Annahmen besagen, dass Mobbing besonders in übergrossen Klassen, in besonders grossen Schulen und eher in Städten als auf dem Land entstehe. Horst Kasper  konnte in seinen Untersuchungen dafür keine Bestätigung finden. Die Gründe für Mobbing sind sehr vielfältig und zudem meist nur schwer festzustellen. Denn Mobbing fällt erst nach einer gewissen Zeit auf, wenn das Geschehen schon an Dynamik gewonnen hat und die eigentlichen Auslöser und Anfangspunkte nicht mehr in Erinnerung sind.


Folgende Fragen können hier beim Verständnis der Dynamik helfen:

Wieso wird gemobbt?
Kinder und Jugendliche, die andere mobben,
•    ......wollen ihren sozialen Status verbessern
•    ......haben erfahren, dass sie mit einem rücksichtslosen Verhalten ihre eigenen Ziele erreichen
•    ....fühlen sich anderen Kindern und Jugendlichen gegenüber stark und überlegen
•    ....sind es nicht gewohnt, dass ihnen Grenzen gesetzt werden
•    ....fühlen sich überfordert und hilflos und sehen keinen anderen Ausweg.
•    ...erleben die Unterstützung durch Mittäter, Mitlacher und Bystander, die nichts tun.

Wer wird gemobbt?

Hier muss ich anmerken, dass verschiedene Berichte kein typisches Mobbing-Opfer-Muster beschreiben konnten. Die Opfer werden willkürlich ausgewählt und es kommt öfter vor, dass Mobber in einem anderen Zusammenhang selbst Opfer sind ( selbst von älteren Schülern gemobbt werden, von Erwachsenen Lehrer- Trainer-Elternteil gemobbt werden.)
Untersuchungen zeigten, dass der Beliebtheitsgrad eines Kindes  ebenfalls nicht Rückschlüsse zulässt, welches Kind Opfer/Täter wird. zB zeigte eine Untersuchung in amerikanischen Highschools in North Carolina, dass insbesondere die beliebten bzw. sich im sozialen Aufstieg befindenden Schüler und Schülerinnen Mobber werden.
Mobbing- Opfer können äusserliche Auffälligkeiten haben (sehr gross/klein/dick/dünn, Nase, Ohren, Muttermal, Hautfarbe, Brille, Spange, Sprachfehler etc.) oder auch nicht. Es finden sich unter Mobbing-Opfern introvertierte und extrovertierte Temperamente, genauso wie Opfer, die sich wehren, als auch solche die schweigen.



Warum wird gemobbt?

–Es entsteht ein Gefühl der Macht und Überlegenheit.
–Es bringt Aufmerksamkeit und hohen sozialen Status.
–Es macht Spass und vertreibt Langeweile.

Die Dynamik



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Anfang steht oft eine Laune der Täterin oder des Täters, eine unscheinbare Auseinandersetzung oder eine harmlose Neckerei. Es kommt zu Wiederholungen oder Nachahmungen, bis sich das Geschehen verselbständigt. Der Übergang ist oft schleichend. Folgende Gründe spielen eine Rolle:

1.    Das Verhalten des Opfers kann zur Wiederholung einladen. Zum Beispiel
•    der Täter oder die Täterin erfreut sich daran, sich cool oder stark fühlen, wenn das Opfer zu weinen beginnt, errötet oder Angst hat.
•    Es ist auch denkbar, dass sich das Opfer wehrt, vielleicht sogar handgreiflich wird. Der Täter kann sich dann bestätigt fühlen, dass man 

      sich gegen diese Mitschülerin oder gegen diesen Mitschüler wehren, sie oder ihn in Schach halten und ausgrenzen müsse.
•    Schliesslich kommt es auch vor, dass sich das Opfer nicht zur Wehr setzen kann oder will und vielleicht sogar behauptet, die Schikanen

      machten ihm nichts aus. Auch das ist eine Einladung zum Weitermachen.

Die Beispiele zeigen, dass das Opfer – so lange es keine Hilfe von aussen bekommt – mit jedem Verhalten auf verlorenem Posten ist.

2.    Die Täterinnen und Täter gewinnen durch ihr Verhalten an Prestige oder ziehen sonstige Vorteile aus ihrem Verhalten. Dies lädt zur Wiederholung ein. Andere Schülerinnen und Schüler fühlen sich zur Nachahmung motiviert. Sie haben beobachtet, dass das Mobbingverhalten keine negativen Folgen nach sich zieht. Auch Gruppendruck kann eine Rolle spielen oder das Bedürfnis, durch die Herabsetzung von Schwächeren an der Macht der Alphatiere teilzuhaben oder sich bei ihnen anzubiedern. Je mehr Personen sich am Mobbing beteiligen, desto weniger verantwortlich fühlen sich die Einzelnen.

3.    Mobbing im Klassenverband und in der Schule funktioniert deshalb so gut, weil es neben dem Opfer nicht nur Mobbende und deren Mitläufer gibt, sondern viele Zuschauer und Duldende, die über Mobbingvorfälle Bescheid wissen, jedoch nicht eingreifen. Diese Tatsache sowie die Verbreitung von Angst, Schuldzuweisungen und Verharmlosung („Das ist doch nur Spaß!“) sind wichtige Stützen im Mobbing-System. Nicht selten laufen Lehrer Gefahr, selbst Teil des Mobbing-Systems zu werden. Erklärungsmuster, wie- „Der ist wegen seines seltsamen oder seines schwierigen Verhaltens selbst schuld, dass ihn die anderen ausgrenzen“ oder „Der ist auch kein Engel“ - versperren den Pädagogen den Blick darauf, dass das häufig als schwierig erlebte Verhalten der Mobbing-Opfer Resultat der Mobbinghandlungen ist.



4.    Der Mobber ist immer im Vorteil, da er nur dann agiert, wenn ihm seine Handlungsweise nicht zum Nachteil wird. In diesem Sinne sind Mobber oft ausgezeichnete Manipulatoren. Sie schaffen es nicht selten den Gemobbten im richtigen Moment zu provozieren. Der Gemobbte reagiert dann, wenn das „Fass zum Ãœberlaufen“ kommt. Er achtet in dieser Situation nicht darauf, wer sein Verhalten gerade beobachtet.
Warnsignale bei Mobbing-Opfer ist neben Traurigkeit, Ängstlichkeit und depressivem Verhalten häufig ihre Reizbarkeit. Aggressionen und überempfindliche Reaktionen gegenüber Kritik. Diese Vermischung der Verhaltensweisen macht es den Pädagogen so schwer, Mobbinghandlungen zu erkennen oder führt nicht selten dazu, dass Opfer und Täter verwechselt werden.


Die Dulder, Zuschauer oder Bystander beobachten, ohne sich direkt zu beteiligen – manche mit Freude, andere mit Schrecken. Sie sind froh, nicht selber Opfer zu werden. Alle – bis auf das Opfer – haben also Interesse, das Mobbing in der bisherigen Form fortzusetzen. Wenn ein Opfer schon ein gewisses Stigma hat, kann es sich niemand mehr leisten, sich mit ihm abzugeben. Wer es trotzdem tut, riskiert, selber zum Aussenseiter zu werden. Wenn das Opfer Kontakt mit anderen aufzunehmen versucht, wird das als Einschleimen abgetan – oder gezielt ausgenutzt, um das Opfer weiter zu erniedrigen..

So wird klar, dass es in einer Mobbing-Situation niemals Unbeteiligte gibt. Jeder, der nicht hilfreich eingreift („Niemand darf so mit einem andern sprechen!“ „Lass sie endlich in Ruhe!“ „Hör auf!“ zum Opfer:“ komm hör nicht auf die, komm mit mir mit!“ oder sich bei einer Erwachsenen Person Hilfe holt, Lehrern und Eltern davon berichtet etc.) ist mitschuldig.


Tipp für Dich aus der Lösungswerkstatt
 wenn’s für Euch passt zusammen mit Deinem Kind, Enkelkind, Patenkind etc.

•    Schaut Euch  das Video „Der Hase wird gemobbt“ an (Fritz und Fränzi „Gemeinsam sind wir Klasse!“) an
https://youtu.be/moBiSjeC9vXcs

•    Druck Dir und Deinem Kind hier
http://biber-blog.com/wp-content/uploads/2016/11/Mobbing-Karten.pdf
die Bildkarten der Tiere aus. Entscheidet Euch jeweils für 1 Tier. Seht Euch das Video noch einmal an und fragt Euch, wie sich Dein Tier im Film wohl fühlt, macht dazu Notizen auf der Bildkarte. Macht vielleicht einen 2. Durchgang mit einem anderen Tier.
•    Unterhaltet Euch anschliessend darüber. „Was denkst Du? Wie geht’s dem Hasen- Biber-Füchsin etc.“ „Warum verhält sich der Hase-die Füchsin etc. so?“ „Was denkst Du welches Tier, wie helfen könnte?“

•    Falls Du und Dein Kind von letzter Woche eine Gruppe beobachtet habt oder von einer Mobbing Situation wisst oder dabei seid, versucht die Personen dort in die Rollen einzuteilen (nach Täter-Opfer-Mitläufer-Zuschauer oder nach Hase-Füchsin-Biber-Bär- Eichhörnchen)

•    Nimm Dir selber vor mindestens 1x pro Woche, wenn Du Unrecht siehst, anstatt zu schweigen, etwas zu sagen oder zu tun. Oder selbst das Richtige  tun.  
Z.B.: Du siehst wie jemand hinfällt- biete Hilfe an. Die Einkaufstasche einer Person reisst und alles kullert heraus- kümmere Dich. Jemand schleppt was Sperriges und Du könntest helfen, Türe aufhalten etc.-tu es! Du hörst wie ein Kind ein anderes „Arschloch“ nennt- sag: das ist nicht in Ordnung, sag in einem normalen Satz, was Dir nicht passt (Gib mir meinen Kugelschreiber zurück!) Du kriegst mit, wie  -  auch Erwachsene- tuscheln und jemanden auslachen- kümmere Dich um die Person oder erinnere die Menschen dran, dass Auslachen gemein ist.... und so weiter- berichte gern über Deine Erfahrungen
Du bist Vorbild für Dein Kind und übst schon mal selber, was Du später Deinem Kind beibringen möchtest und kannst es besser beraten.

Quellen:
•    Informationsbroschüre für Schulen, Kantonspolizei Zürich
•    Fachhochschule Nordwestschweiz, Pädagogische Hochschule: Merkblatt für Lehrpersonen zum Thema Mobbing und Ausgrenzung unter Schülerinnen und Schülern
•    Horst Kaspers „Streber, Petzer, Sündenböcke. Wege aus dem täglichen Elend des Schülermobbings“ Lichtenau: AOL.
•    Robert Faris Langzeitstudie mit 4200 Schülern 8.-10. Klasse, University of Carolina, USA
•    Fritz und Fränzi, „Gemeinsam sind wir Klasse!“
•    â€žSchulberatung Niederbayern“ Regionalpoint Bogen:  Was muss die Schule tun, wenn Mobbing erkannt wird?

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